„Warum macht er das?“ – Diese Frage stellt man sich oft, wenn man die Werke eines Künstlers betrachtet.
Im Jahr 2012 haben Dmitry Zakharov und ich dieser Frage Raum gegeben.
Fast 10 Jahre später ist dieses Zeitdokument dazu prädestiniert, mich und meine Arbeit näher kennen zu lernen.
Der Film „Progress&Affect“ ist eine filmische Dokumentation über das bildhauerische Werk des Künstlers Jan Glisman und wurde 2012 in Zusammenarbeit mit dem Medienkünstler Dmitry Zakharov produziert.
Text von Maria Wildeis
“Eine serielle Arbeit, die Glisman 2009 erstmals ausführte, stellt das Werfen schwerer Tonrohre aus bis zu 25 m Höhe auf den Boden dar. Die eigens dafür konzipierte Keramik wird aus Industriesteinzeug gemischt, welches ursprünglich aus der Abwasserröhrenproduktion kommt, und in einem durch die Jahre optimierten Verfahren mit verschiedenen Naturfasern und Schamottesteinen vermengt wird. Mit diesem Ausgangsmaterial werden konisch geformte Zylinder, bis zu mehreren hundert Kilo Gewicht schwer, geformt und mit Kränen oder ähnlich massiven Zugsystemen längsseitig in die Luft gezogen und dann durch einen Fallmechanismus, den der Künstler mit industriellen Elektromagneten entwickelte, zu genau kalkulierten Zeiten fallen gelassen. Glisman hält sich akribisch an die Regeln des entwickelten Versuchsablaufs, berechnet die Gesetze von Statik und Magnetismus und anderen physikalischen Gesetzen, die ideale Zusammensetzung für das Ausgangsmaterial, um es anschließend im wahrsten Sinne loszulassen und es dem Zufall zu übergeben. Versiegelt, ausgegossen oder im Ofen gebrannt wird der Ton in seiner neuen Form konserviert und somit der Moment des Eindringens von Naturgewalten auf die kalkulierten Pläne des Menschen festgehalten. Die Skulptur erinnert in dieser ausgestopften Form an eine Trophäe, ein wildes Tier, das durch den Kampf des Menschen mit der Natur gefangen und für die Öffentlichkeit zur Ansicht präpariert wurde.”